Recruiting: Tipps und Tricks, wie Sie ein Einstellungs-Interview so richtig vermasseln

Das Einstellungs-Interview ist entscheidend. Es soll dazu führen, dass die im Bewerbungs-Prozess aufgebaute Vertrauensbeziehung im Gespräch bestätigt wird und der so dringend gesuchte Kandidat zusagt. Deshalb soll das Interview möglichst unkompliziert, wohlwollend, wertschätzend, professionell, glaubwürdig, fair, nachvollziehbar, individuell, auf Augenhöhe und in einer angenehmen Atmosphäre stattfinden.

Dazu hier einige (vielleicht nicht ganz ernst gemeinte) Tipps und Tricks, damit Einstellungs-Interviews für Sie eine besondere Freude werden und den Bewerbern nachhaltig im Gedächtnis bleiben:

Nennen Sie dem Bewerber an der Rezeption die Raum-Nummer (z.B. 34 C 3156) oder Raum-Bezeichnung (z.B. „Jászfényszaru“ oder „Üsser Barrhorn“), in dem das Interview stattfinden wird und geben Sie ihm einen laminierten Lageplan mit. Die meisten Bewerber freuen sich auf eine kleine Entdeckungsreise und lernen dadurch Ihre Produktionsstandorte oder die erklommenen Berge des Firmen-Chefs besser kennen.

Sorgen Sie dafür, dass der Bewerber beim Gespräch einen guten Ausblick aus dem Fenster hat, insbesondere wenn die Sonne so schön herein scheint. Vielleicht wird er etwas gebräunt nach Hause fahren und es als Wellness-Interview empfunden haben – ein klarer Plus-Punkt für Sie!

Stellen Sie dem Bewerber ruhig richtig leckere Süßigkeiten in Griffweite. Das ist ein untrügliches Zeichen von Gastfreundlichkeit. Aber wundern Sie sich nicht, wenn der Bewerber nichts davon nimmt, es zeigt damit nur seine Selbstdisziplin und Bescheidenheit.

Bieten Sie dem Bewerber auf jeden Fall ein süffiges Getränk an. Einfaches Mineralwasser gibt es ja sicher auch bei Ihren Wettbewerbern. Heben Sie sich ab und lassen Sie einen zum Anlass passenden Cocktail (z.B. „Old Fashioned“) servieren. Das ist dann immer auch schon ein schöner Gesprächseinstieg.

Erläutern Sie gleich zu Beginn des Interviews ausführlich Ihren persönlichen Werdegang und Ihre heutige Stellung. Damit zeigen Sie, was man im Unternehmen werden kann, wenn man gute Beziehungen zu seinen Chefs pflegt.

Die Hobbys des Bewerbers bringen das Gespräch meist erst so richtig in Gang, besonders wenn die Interessen übereinstimmen. Ein kleiner Talk über Life-Style, Urlaub oder Fußball macht den Bewerber locker und auskunftsfreudig. Der Bewerber soll ja einen positiven Eindruck von Ihnen und dem Gespräch mitnehmen, insbesondere wenn er Ihr Unternehmen anschließend im Arbeitgeber-Bewertungs-Portal bewertet.

Während des Gespräches blättern Sie am besten in den Bewerbungsunterlagen interessiert hin und her. Das zeigt dem Bewerber Ihre hohe Wertschätzung und dass Sie just-in-time arbeiten können.

Bitten Sie den Bewerber seinen beruflichen Werdegang detailliert zu erläutern und vergleichen Sie das dann mit dem bereits vorliegenden CV. Vielleicht haken Sie die einzelnen Punkte auch direkt ab, damit Ihnen nichts durchgeht.

Fragen zur Persönlichkeit sollten sehr zurückhaltend gestellt werden. Die Würde des Menschen ist schließlich unantastbar. In der Probezeit werden die Kolleginnen und Kollegen schon herausfinden, wie der neue Mitarbeiter so tickt.

Die fachliche Eignung ist natürlich ein denkbar wichtiger Punkt. Deshalb fokussieren Sie nicht so sehr auf die bisher erzielte Ergebnisse und Lösungen, sondern lassen Sie sich gerne ausführlicher die bisherigen Tätigkeiten beschreiben.

Gehen Sie auf das leidige Entgelt-Thema nicht ein. Sie möchten ja, das der Bewerber aus intrinsischer Motivation bei Ihnen arbeitet und nicht wegen des Geldes oder anderer monetärer Zusatzleistungen.

Achtung AGG! Kandidaten verzichten manchmal in den Bewerbungsunterlagen auf die Angabe von Alter, Familienstand, Herkunft, Religion und andere für Sie sicherlich wichtige stellenbezogene Daten und Informationen. Lassen Sie sich nicht in die AGG-Falle locken. Leiten Sie einfach die für Sie notwendigen Erkenntnisse aus beiläufigen Diskussionen (z.B. zur Nutzung von Social Freezing), aus der Einschätzung von interessanten Apps (z.B. Online-Partnervermittlungen) oder aus der Reaktion auf kleine Komplimente (z.B. „Sie wirken deutlich jünger“) ab.

Wenn die Sympathie zwischen Ihnen und dem Bewerber stimmt, ist das schon die halbe Zusage. Daten und Fakten werden überbewertet, denn Business ist ja vor allem emotional. Und die Erfolgs-Wahrscheinlichkeit ist sowieso 50:50, also entweder es passt oder es passt eben nicht.

Sie sehen, es gibt viele Möglichkeit, um ein Einstellungs-Interview etwas anders als Ihre Wettbewerber zu gestalten und Bewerber nachhaltig zu beeindrucken. Sie möchten es mal ausprobieren? Vielleicht testen Sie es erstmal vorab in einer kleinen Übung bei Ihren Kolleginnen und Kollegen und hören dann, was die dazu meinen… ;)