Haben Sie sich schon mal überlegt, was Sie tun würden, wenn Sie in einem Reisebus unterwegs wären und der Fahrer während der Fahrt plötzlich aufstehen und nach hinten gehen würde?
Ich vermute mal, Sie würden ohne viel nachzudenken nach vorne eilen und das Steuer übernehmen, bevor der Bus in den Graben fährt. Selbst dann, wenn Sie vorher noch nie einen Bus gesteuert hätten. Zum Bremsen und Lenken würde es wohl reichen. Hauptsache der Bus fährt nicht in den Graben…
Bus fahren und führen haben an dieser Ecke was gemeinsam. Wenn Sie als Führungskraft Ihren „Driver Seat“ plötzlich verlassen und Ihre Mitarbeiter fürchten müssen, dass das Ding an die Wand fährt, wird sich in der Regel immer einer finden, der die Führung übernimmt – auch wenn er es noch nie gemacht hat. Hauptsache er vermittelt das gute Gefühl, dass man ihm vertrauen kann.
In meinen Trainings begegne ich immer wieder Führungskräften, die davon berichten, dass sich ihr Team „verselbständigt“ habe. Wenn man die vorgetragenen Praxisfälle dann analysiert, stellt sich meist heraus, dass die Führungskraft sich für einen Moment (oder sogar längere Zeit) vom „Driver Seat“ entfernt hat. Und logischerweise – siehe Bus-Beispiel – entsteht bei den Mitarbeitern schnell der Eindruck, dass „Gefahr in Verzug“ ist. Und instinktiv wird eine Interims-Lösung gesucht.
Sobald das Gefühl entsteht, dass die Führungskraft ihrer Verantwortung für das „große Ganze“ nicht mehr gerecht wird, besteht Handlungsbedarf. Wenn Sicherheit, Sinn und Stabilität in Frage gestellt werden, ist Führung bereits in Verzug.
Wer den Driver Seat verlässt, darf sich nicht wundern, dass sein Team sich „verselbständigt“. Als Führungskraft tragen Sie die Verantwortung für die Ihnen anvertrauten Menschen und diese Menschen dürfen sich darauf verlassen, dass Sie das mit ganzem Herzen und dem nötigen Sachverstand tun. Eben wie beim Bus fahren… oder würden Sie sich in einen Bus setzen, wenn Sie Zweifel daran hätten, ob der Busfahrer sein Handwerk beherrscht?