Ziele stecken und dann auch wirklich erreichen – durch Psychodynamisches Coaching

Ein Austausch zwischen Beate Krenzer, Psychodynamische Business-Coach und Christoph Hauke, Experte für moderne Führung

Christoph Hauke berichtet aus seiner Unternehmenspraxis als externer Berater:

Eine Abteilungsleiterin in den 40igern klagt darüber, dass sie so viel zu tun hat. Sie hat keine Zeit sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, weil andere sie ständig um kleine Gefallen bitten. Sie ist wirklich gut in dem, was sie fachlich tut und hat allein wegen ihrer langen Unternehmenszugehörigkeit viel Erfahrung gesammelt – außerdem wird sie von ihren Kollegen gemocht, weil sie eine so liebenswerte Art hat und immer ansprechbar ist.

Sie weiß selbst, dass sie sich schwertut, anderen etwas abzuschlagen. Deshalb hat sie sich zum Jahresbeginn felsenfest vorgenommen, öfters „Nein“ zu sagen. Nun sind schon zwei Monate vorbei und die Situation hat sich nicht geändert. Ihr Tisch ist voller als jemals zuvor und gleichzeitig fühlt sie sich auch noch schlecht, weil sie ihr persönliches Ziel „mehr Neinsagen“ nicht erreicht hat. Ist sie unfähig? Ist sie eine Versagerin? Woran liegt es? Wie kann der Abteilungsleiterin in ihrer Situation nachhaltig geholfen werden?

Es ist nicht ganz so einfach, in die Handlung zu kommen.

Beate Krenzer, Psychodynamische Business-Coach antwortet:

Meine Erfahrung zeigt mir: Professionelle Coaches, Berater, Trainer unterstützen Führungskräfte umfangreich mithilfe ihrer innovativsten Trainingsmethoden und neuesten Coachingtools, zusätzlich mit viel Motivation. Aber oftmals schaffen es die Klienten dennoch nicht ihr Coachinganliegen zu bewältigen und ihr Ziel zu erreichen und gehen frustrierter als vorher zur gewohnten Routine im Job oder auch im Privatleben über.

Christoph Hauke: Die Herausforderung, vor der die Abteilungsleiterin steht: Wie schaffe ich es, anders auf die Bitten meiner Kollegen und Mitarbeiter zu reagieren? Ich wünsche es mir doch wirklich so sehr mehr Zeit für meine Aufgaben zu haben, die in meinem Verantwortungsbereich liegen – und die zudem bonusrelevant sind.

Beate Krenzer: Vereinfacht dargestellt, das kennen wir alle: Wir nehmen uns gerade jetzt wieder zum Jahresbeginn ganz ernsthaft vor „ich muss mehr Sport machen“ oder ein weiterer viel geschworener Vorsatz „ich möchte aufhören zu rauchen“.

Es ist offensichtlich, dass mein Bewusstes mir sagt, dass ich mehr Sport machen muss oder im zweiten Fall, dass ich aufhören möchte mit dem Rauchen. Der Sport trägt erheblich zu meinem Wohlbefinden bei genauso wie das Nicht-Rauchen nachgewiesenermaßen besser für meine Gesundheit ist – ganz ohne Zweifel.

Christoph Hauke: Warum aber schaffen es nur so wenige von uns, auch langfristig die gesteckten Ziele zu erreichen? Dabei haben wir uns das doch ganz fest vorgenommen. Warum bleiben wir dann doch lieber auf dem Sofa vor dem Fernseher mit einem Glas Wein oder Bier oder schaffen es nicht, dem Glimmstängel zu entsagen? Oder wie in dem Fall der Abteilungsleiterin, das Eisenhower-Prinzip anzuwenden und die Dinge nach Wichtigem und Dringendem zu trennen und entsprechend auf Anfragen von den Kollegen mit einem Nein zu reagieren. Offenbar ist es nicht ganz so einfach in die Umsetzung der im Kopf festgesteckten Ziele zu gelangen.

Motivationstrainer reden mit der Führungskraft über den Verstand, aber das alleine bringt nichts.

Beate Krenzer: An der Stelle ist es aus meiner Erfahrung hilfreich einmal etwas genauer hinzuschauen.

Der psychodynamische Coachingansatz – Das gesamte Potenzial, das jeder in sich trägt, fördern

Dazu ist es wichtig zu wissen, dass der Mensch zwei Bewertungssysteme hat: Den Verstand (das Bewusste) und die somatischen Marker (stark vereinfacht ausgedrückt das Unbewusste). Die zweite Bewertung erfolgt biologisch über Körpersignale, d.h. die vorgestellten Szenarien „ich muss mehr Sport machen“ und „ich muss aufhören zu rauchen“ lösen Körpersignale bei mir aus.

Die beiden Bewertungssysteme arbeiten unterschiedlich. Der Verstand arbeitet sehr präzise, aber langsam. Die somatischen Marker arbeiten schnell, tauchen ganz schnell aber diffus auf.

Bei unangenehmen Körpersignalen bedeutet das für mich, ich vermeide die Situation, bei angenehmen Körpersignalen bedeutet das für mich, ich nähere mich der Situation an.

Auswirkungen auf die Handlungsebene haben die Gefühle.

In der Schlussfolgerung bedeutet das, dass der Verstand und die somatischen Marker, das Bewusste und das Unbewusste, eine Einheit bilden müssen, damit die Vorsätze auch gelingen.

Das Bewusste und das Unbewusste müssen das Gleiche wollen, sonst wird das nichts mit der Zielerreichung.

Stellen Sie sich nur eine Raucherin vor, die gerade erfahren hat, dass sie schwanger ist. Ihr gelingt es von heute auf morgen mit dem Rauchen aufzuhören, weil auch ihr Unbewussten ein gesundes Kind zur Welt bringen möchte.

Wenn das nicht ganz so leicht funktioniert, kann es hilfreich sein, einen Profi, z.B. einen Psychodynamischen Coach um Unterstützung zu bitten. Der weiß, wie es gelingen kann, u.a. durch mehrere Rückmeldeschleifen zwischen Verstand und somatischen Markern das Unbewusste bewusst zu machen.

Im Psychodynamischen Coaching wird das Unbewusste sichtbar gemacht.

Für die Abteilungsleiterin bedeutet das: Sie sollte herausfinden, weshalb es ihr so schwer fällt, Bitten ihrer Kollegen und Mitarbeiter abzulehnen.

In den anderen Fällen lauten die Fragen, wieso ich nicht regelmäßig Sport treiben möchte bzw. warum fällt es mir so schwer mit dem Rauchen aufzuhören?

Wenn die Fragen jeweils geklärt sind, kann der Coach zusammen mit dem Klienten daran arbeiten, wie jetzt das Ergebnis umgesetzt werden kann. In jedem Fall gilt: Sobald die intrinsische Motivation aufgedeckt ist, ist die Entscheidung, was zu tun ist, unwiderruflich. Ich erlebe in meinen Coachings immer wieder, wie dann plötzlich regelrecht automatisch Kräfte freigesetzt werden. Die Klienten schaffen es erstmals ihr gesamtes Potenzial zu heben.

Im Fall der Abteilungsleiterin, so zeigen Beispiele aus der Arbeit mit anderen Klienten, könnte ein Teil des Schlüssels im „sich abgrenzen dürfen“ im Guten statt „Neinsagen müssen“ liegen. Wir reden dann immer auch über unseren Norm- und Anpassungsdruck aus kindlichen Erfahrungen.

Der Verstand und somatische Marker (das Unbewusste) müssen eine Einheit bilden. Dann geht es uns Menschen gut.

Was bringt mir der psychodynamische Coachingansatz?

Das Verhalten der Menschen hängt entscheidend von ihren bewussten und unbewussten Wahrnehmungen und Einstellungen ab. Der psychodynamische Ansatz deckt unbewusste Verhaltensmuster auf, macht sie bewusst. Durch die Bewusstmachung des unbewussten Verhaltens ist der Klient in der Lage, die eigene Handlung häufig erstmalig nachzuvollziehen und bewusst anders zu steuern.

Beate Krenzer ist Psychodynamische Business-Coach & Unternehmensberaterin. Organisationsentwicklerin. Moderatorin. Sparringspartnerin. Mit branchenübergreifender Expertise berät und coacht sie große Konzerne, den Mittelstand sowie bedeutende öffentliche Institutionen bundesweit und in der DACH-Region. www.beatekrenzer.de

Christoph Hauke ist Experte für moderne Führung. Als Impulsgeber, Ratgeber und Mentor realisiert er eine passende Führungskultur und Führungspraxis in der digitalen Transformation und in einer Arbeitswelt 4.0. www.christophhauke.de