Fachkräftemangel oder die falsche Recruiting-Strategie?

Über 30 offene Stellen, teilweise schon seit mehr als vier Monaten, und keine passenden Kandidaten in Sicht. Der Fachbereichsleiter ist genervt, muss er doch ständig Mitarbeiter für Überstunden finden. Die Mitarbeiter sind sauer, weil sie gefühlt schon seit Wochen auf 125 % laufen. Das Personalmanagement schaltet Stellenanzeigen auf verschiedenen und möglichst günstigen Kanälen, denn die Kosten sollen ja nicht aus dem Ruder laufen. Und die Geschäftsführung befürchtet (wahrscheinlich zu Recht), dass bald Aufträge aus Personalnot abgelehnt werden müssen. Alles nicht lustig! Was läuft da schief?

Zweifel kommen auf: Ist der Stellenanzeigen-Text vielleicht zu brav? Sind unsere Karriere-Webseiten aussagekräftig genug? Oder liegt es generell an einer mangelnden Professionalität im Recruiting? Viele Fragen …und meist unausgesprochene Vorwürfe an die Kolleginnen und Kollegen: „Die bekommen es nicht geregelt, das kann doch nicht so schwer sein!“ oder „Immer diese hohen Erwartungen, dafür finden wir bestimmt keine Kandidaten“ oder „Die Kunden werden uns für Dilettanten halten, wenn wir schon unser Personalproblem nicht gelöst bekommen“.

Nach meinen Erfahrungen liegt es oftmals daran, dass einfach die falsche Recruiting-Strategie gewählt wurde. In einem veränderten Arbeitsmarkt funktionieren die gewohnten Wege natürlich nicht mehr. Gute Fachkräfte können sich den Arbeitgeber aussuchen und erwarten, dass man sich um sie bemüht. Man bewirbt sich doch auch nicht bei einer Fluglinie, um als Passagier mitgenommen zu werden. Sie suchen sich das optimale Angebot aus, achten beispielsweise auf Preis, Komfort, Service, Verlässlichkeit und Sicherheit und erwarten dann einen möglichst einfachen Buchungsprozess.

Ein Umdenken in der Recruiting-Strategie ist also erforderlich – und zwar bei allen Beteiligten: Wir bewerben uns als Unternehmen eigentlich bei den Kandidaten. Und daraus folgt eine andere Recruiting-Strategie mit anderen Maßnahmen. Und die führt nach meinen Erfahrungen zu folgenden Ergebnissen:

  • Schnellere Besetzung der offenen Stellen mit den richtigen Fach- und Führungskräften
  • Deutliche Verringerung der Personalbeschaffungskosten
  • Vermeidung von Auftrags-Verlusten aus Personalnot.

Das alles ist kein Hexenwerk, man muss es nur angehen.