Azubi-Recruiting: Eltern und Lehrer – die unterschätzten Multiplikatoren

Jugendliche vertrauen bei der Berufsorientierung und Stellenauswahl den Ratschlägen ihrer Eltern und Lehrer. Diese wissen allerdings nicht so richtig, wozu sie raten sollen. Ein Dilemma, dass Unternehmen mit einem besseren Employer Branding auflösen können – zum eigenen Vorteil.

Die U-Form Studie 2014 „Azubi-Recruiting Trends“ zeigt die Diskrepanz: Bei den Medien und Kanälen zur Ansprache von potenziellen Auszubildende werden von Unternehmen Aktionen, wie z.B. Girl’s Day, deutlich überschätzt und die Ansprache von Multiplikatoren, wie z.B. Eltern und Lehrer, erheblich unterschätzt.

Dazu kommt, dass über 37 % der Schüler Angst haben, sich für den falschen Beruf zu entscheiden bzw. sich Sorgen machen, ob sie den Anforderungen der heutigen Berufswelt gewachsen sind. Bei den Mädchen sind es sogar über 45 % – so das trendence Schülerbarometer 2014.

Obwohl Jugendliche den Ratschlägen von Eltern und Lehrer besonders vertrauen, wird diese Sekundär-Zielgruppe beim Employer Branding und Recruiting meist stark vernachlässigt – ein Fehler.

Einerseits sind Eltern und Lehrer besondere Vertrauenspersonen für ihre Kinder und Schüler. Kein Anderer kennt sie so gut mit ihren Stärken und Schwächen, mit ihren Neigungen und Interessen und mit ihrer Leistungsbereitschaft und -fähigkeit. Deshalb können Jugendliche zu Recht davon ausgehen, dass sie von ihnen besonders wertvolle Empfehlungen zur Berufswahl erhalten, die ihre individuellen Talente berücksichtigen und die ihnen eine berufliche Perspektive aufzeigen.

Andererseits haben Eltern und Lehrer eine eingeschränkte Sicht auf die Vielfalt der Berufswelt. Eltern orientieren sich meist an den eigenen Berufen oder an der Branche, in der sie selbst arbeiten. Lehrer überblicken oftmals die Vielfalt der Ausbildungen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen nicht mehr und können auch nicht einschätzen, welche Jobs eine sichere Perspektive bieten. Wer weiß schon etwas über echte Zukunftsjobs, wie Digital Life Manager, 3D-Handwerker oder Mikrobielle Berater, die sich zunächst allesamt verrückt anhören?

Dieses Dilemma ist ein große Chance für Unternehmen, sich mit aufschlussreichen Informationen und fachkundiger Unterstützung bei der wichtigen „Sekundär-Zielgruppe“ Eltern und Lehrern als ein attraktiver Arbeitgeber mit besten Job-Perspektiven zu positionieren und so neue Auszubildende zu gewinnen.

Deshalb sollten für diese Multiplikatoren Informationen zu Qualifikationsbedarfen, zur Ausbildung, zu Ausbildern, zu Weiterentwicklungsmöglichkeiten, zu Job- und Branchen-Perspektiven und zu den eigenen Unternehmensperspektiven zur Verfügung gestellt – und zwar in einer Art und Weise, die die Gen X und Baby Boomer anspricht. Dazu können z.B. spezielle Webseiten im Ausbildungsbereich, Info-Broschüren, Schüler-Eltern-Sprechstunden oder Eltern-/Lehrer-Beratung auf Jobmessen genutzt werden.

Im Wettbewerb um Auszubildende ist es ein Fehler, die wichtigen Multiplikatoren Eltern und Lehrer nicht im Fokus zu haben, zumal diese Zielgruppe an Informationen sehr interessiert ist, denn letztlich geht es um das Beste für ihre Kinder und ihre Schüler.